Kultur-Beiträge von Gerhard Wagenblatt aus "Friedensdenkmal bei Edenkoben" + "Rund um den Weinort St. Martin"

Das Sieges- und Friedensdenkmal auf dem Werderberg bei Edenkoben

Das 1899 eingeweihte Sieges- und Friedensdenkmal auf dem Werderberg bei Edenkoben bildet zusammen mit dem Bismarck-Stein 1898, Molke-Stein (1902), Straßburger-Stein (1872) und der zu ihm hinführenden Treppenanlage mit dem Gedenkstein für den braven Landwehrmann ein Denkmalensemble, das die Kuppe des Werderbergs landschaftlich gestaltet. Im Unterschied zu seiner gegenwärtigen Bedeutung - es liegt fast vergessen abseits der Touristenwege - verdient das Denkmal wegen seiner historischen Rolle als Provinzialehrenmal der Pfalz (nach dem Anspruch seiner Initiatoren sogar ganz Bayern) auf gleiche Ebene etwa mit dem Denkmal an der Porta Westfalica gerückt zu werden, das für Touristen bestens erschlossen ist. Seiner Größe nach gehört es in eine Reihe mit den Monumenten von Bruno Schmitz, dem Denkmal der Völkerschlacht (1894 bis 1913), der Porta Westfalica (1896) und dem Deutschen Eck (1897). Anders als die Denkmäler von Schmitz im Monumentalstil folgt das Edenkobener in stilistischer Hinsicht dem Stil der Münchner Sezession - es ist der einzige Versuch, die sonst in Denkmäler nicht zum Tragen gekommene Stufe zwischen dem Historismus und dem gleichzeitig entstehenden Monumentalstil in Denkmälern zu verwirklichen. Weniger eindeutig als die Denkmäler von Schmitz tritt das in Edenkoben als Denkmal des Sieges, der deutschen Einigung oder Kaiser Wilhelm I auf. Statt dessen setzt es den Akzent außer auf den Sieg ebenso auf den Frieden, wozu die genannten Motive nur die Bedingung bilden.

Fünf Planungsversuche zwischen 1871 - 1895 für den Werderberg

Dem ausgeführten Denkmal gingen in den Jahren zwischen 1871 und 1895 fünf Projekte vorher, die jeweils den Akzent zwischen den Motiven Einigkeit, Sieg und Frieden anders setzten. Schon 1871/72 war auf dem Werderberg ein Festplatz angelegt worden, den Findlingssteine einfassten und zwei Steine mit den Ziffern 70 und 71 als Kriegerdenkmal kennzeichneten. Dazu gehört der Straßburger-Stein, der ursprünglich als Denkmal für den bayerischen General von Werder errichtet wurde. Das Motiv zur Denkmalstiftung geht aus einem Beschluss des Stadtrates von Edenkoben vom 1. Februar 1872 hervor; danach diente das Kriegerdenkmal "zur Erinnerung an den durch diesen General gegen die französische Übermacht erfochtenen glänzenden Sieg, wodurch wir von einer französischen Kriegs-Überflutung unseres Landes und den damit verbundenen Greueln verschont geblieben". Werder gab dem damalige Kiefernberg den Namen "Werderberg" und der Anlage "Werderplatz". Das Denkmal für Gerneral von Werder folgt in Form eines Obelisk (Säule) dem nach dem 70er Krieg in Kleinstädten und Dörfern üblichen Typ des Kriegerdenkmal.

Das erste Planungsprojekt von 1872

Das erste Projekt für ein zusätzliches Denkmal sah im Januar 1872 eine hohe Säule vor, deren Umgebung als Anlage mit Sitzen und freien Plätzen vorgesehen war. Auch der Denkmalstyp der Säule lässt sich mit zahlreichen Kriegerdenkmälern des 70er Kriegs vergleichen. Im Februar 1872 sollte die Säule mit dem "Sinnbild der deutschen Tapferkeit und deutschen Erfolg" bekrönt werden, dem Eisernen Kreuz.

Das zweite Denkmalprojekt von 1873

Als zweites Denkmalprojekt kam der Plan eines "hohen vergoldeten Obelisken" auf, der "die Freude und den Stolz über die deutschen Großtaten laut und weit hinaus in die Ebene künden sollte". Auch hier handelte es sich um ein eindeutiges Krieges- bzw. Siegesdenkmal.

Das dritte Planungsprojekt von 1891

Hingegen geht das dritte Projekt, nun schon im zeitlichen Abstand von zwanzig Jahren zum Krieg, 1891 über ein bloßes Kriegesdenkmal hinaus, obwohl es am Obelisk festhält. Nach dem Tod des Kaiser "Wilhelm des Großen" im Jahr 1888 suchte jede deutsche Provinz "meist schon zu Anfang des Jahres 1889 nach dem herrlichsten Platz ihres Bezirks, aber auch zugleich nach dem besuchtesten, damit leicht an diesen geweihten Orten von nun ab die Patrioten der Provinz jährlichen Festtagen zusammenströmen und das Gedächtnis des großen Kaisers und seines Werkes: die Errichtung des neuen Deutschen Reiches bei Volksfesten feiern könnten". Der entsprechende Ort nach Ansicht von Oberlandesgerichtsrat Ferdinand Kuby, dem Edenkobener Landtagsabgeordneten und Initiator des Denkmalprojekts, in Edenkoben liegen. Kuby beschreibt das dritte Projekt als "Achteck mit bekränzten Medaillons und einem aus demselben herausstrebenden Obelisken mit Adler". Es gilt als "Landesdenkmal auf bayrischem Boden zur Erinnerung an die Große Zeit des Jahres 1870/71". Der obere Teil -Obelisk mit Adler- sollte als Siegesmotiv bzw. Kriegerdenkmalsmotiv auf einem Unterbau ruhen, der die deutsche Einheit durch Gruppierung von vier Preußen (Wilhelm I, Kronprinz Friedrich Wilhelm, Bismarck, Moltke) dabei andererseits von vier Monarchen, drei Generäle und einem Politiker verkörpert hätte. Der Unterbau fügte dem Kriegerdenkmal neue Aspekte hinzu: es diente promonarchischer und probayrischer Propaganda, betonte die deutsche Einheit und die Rolle des Militärs, speziell seiner Führer, neben der des Einigungspolitikers Bismarck. Der militärische Aspekt sollte durch den Orden als Dekor, der bayrische durch zwei Löwen unterstrichen werden. Das Programm dieses Entwurfs darf darin zusammengefasst werden, dass der Sieg durch die Einheit als sein Fundament möglich wurde, worin besonders der bayrische Anteil am Betonung fand.

Das vierte Planungsprojekt von 1891

Das vierte Denkmalprojekt, vermutlich zwischen März und Dezember 1891 unterstützt, dann aber als "zu schwer"! aufgegeben, ersetzte den Obelisk durch einen Turm. Der Unterbau blieb mit den Medaillons erhalten. ebenso der bekrönende Adler. Als Programm trug der Entwurf die Beschreibung: "Idee: der Krieg mit seinen Siegen brachte den Frieden mit dem Reiche, daher Unterbau Krieg u. Sieg, Oberbau Friede. Über den Medaillons sollten die Namen berühmter Schlachtorte angebracht werden, wovon man auf der Eingangsseite Paris, Sedan und Woerth lesen kann. Der bekrönende Adler wäre auf einer Reichskrone zu sitzen gekommen.

Das fünfte Denkmalprojekt von 1891 - 1893

Lautete das Programm des vierten Denkmalprojektes: Frieden durch Krieg, wurden es im fünften Projekt durch die Reihenfolge: deutsche Einheit - gestiftet durch den Krieg, ersetzt; d.h. der Einheitsgedanke ersetzte den des Friedens. Das fünfte Denkmalprojekt (zwischen Dezember 1891 und Juni 1893 favorisiert) verzichtete weitgehend auf den kriegerischen Aspekt des Denkmals zugunsten des Einheitsgedanken. Jetzt fehlten zeitweise die Medaillons der bayerischen Generäle von der Tann und Hartmann, bis sie im Juli 1892 wieder auftauchten. Der zuvor als Baukörper kompakte Turm wurde zu einen Monopteros (von einer Säulenreihe umgegebener Rundtempel) geöffnet, in dem allegorische Gestalten der Palatia (Bücherei) und Germania die deutsche Einheit verkörperten. Die symbolische Aussage der Figurengruppe bestand darin, daß das pfälzische Volk "einen Teil seiner Dankesschuld abtragen (wollte) für Errettung von abermaligem Verderben und Sicherung seiner Nationalität in der Obhut des Reiches". Noch deutlich verrät ein Aufruf zu Geldsammlungen desselben Jahres, was gemeint war: danach zeigt das Denkmal "im Unterbaue das in Waffengemeinschaft fest geeinte Deutschland; die ihn schmückende Bildnisse unserer Fürsten und Führer und die Namen der ruhmreichen Schlachten seien der Ausdruck unserer denkbaren Erinnerungen! Der Oberbau ist die Darstellung des deutschen Reiches, wie dessen Einzelstaaten in selbstständiger Gestaltung, gleich den Säulen des Tempels mächtig aufwärtsstreben und durch das Band der Einigkeit zusammengefaßt sich gegenseitig stärken, so reichen sie sich wie die Reifer der Kuppen einander die Hände, treu geeint zu des Reiches Herrlichkeit; sein Symbol krönt das herrliche Ganze". Die Geldsammlungen brachten bis zum 7. November 1893 immerhin 67.508,88 M. In dem Maße, wie zunehmend Geld einging, konnte das Projekt auch in seiner künstlerischen Gestaltung ausgeweitet werden. Einen großen Schritt kam es am 2. November 1893 voran, als der Prinzregent einen Betrag aus Staatsfonds in der ungewöhnlichen Höhe von 32.500 M bewilligte, allerdings mit der Auflage, eine Künstlerkonkurrenz in Bayern zu veranstalten.

Ausschreibung einer Konkurrenz

Im Juli 1893 schrieb das Komitee die Konkurrenz aus. Laut Text der Ausschreibung sollte das Denkmal jetzt errichtet werden "zur Erinnerung an die durch das geeinte Deutschland errungenen glorreichen Siege des Jahres 1870/71 und zum Dank für die Einigung der deutschen Stämme im Reich, wobei die Mitwirkung von Bayerns Könighaus und Heer an den Erfolgen, sowie der Dank der Pfalz für ihre Rettung durch das geeinte Deutschland charakteristischen Ausdruck kommen und selbstverständlich auch des Kaisers Wilhelm I in würdiger Form gedacht werden soll. An der Konkurrenz konnten sich alle bayrischen Künstler beteiligen. Doch gingen nur sieben Entwürfe ein. Eine am 12. Januar 1895 einberufene Jury, bestehend aus fünf Professoren der Münchner Kunstakademie und zwei Delegierten des Denkmalkommitees, entschied am 15. Januar 1895 in einer vom bayrischen Innenminister Dr. von Müller geleiteten Sitzung in der Akademie zugunsten des Entwurfs des aus der Pfalz stammenden August Drumm (1862-1904). Drumms Entwurf sah eine offene Halle vor, in der sich als Hauptfigur ein Reiter aus Bronze von einem Goldgrund abheben sollte. Seitlich schlossen andie Halle Flügelbauten an. In der Halle kamen Büsten des Kaisers Wilhelm I., zu seinen Seiten König Ludwig II. und des Prinzregenten Luitpold zu stehen, die von Medaillons Bismarcks, Moltkes, von der Tann und Hartmanns seitlich flankiert werden. Das ab Januar 1895 favorisierte Projekt strich die Rolle des Friedens wieder gleichwertig neben der des Sieges heraus und kehrte die Reihenfolge: Einheit durch Sieg um in: Sieg durch Einheit, nämlich ein dem Sieg während des Kampfes vorausgesetzte Einheit der deutschen Stämme, die durch Wappen und namentliche Bezeichnung gekennzeichnet sind. Der Zusammenhang der formalen Elemente des ausgeführten Denkmals läßt sich als "ein correctes Bild des politischen Aufbau des Reichs" begreifen, worauf Kuby 1903 in Bezgu auf die Eiche, den Reichsadler und die Wappen hinwies. Das Denkmal sollte als Spiegel der politischen Verhältnisse mit  promonarchischer Propaganda in modernem Stile dienen. Eben deshalb überragt die Kaiserkrone alle anderen Ornamente, speziell die die Einheit der deutschen Staaten symbolisierenden Wappen und die allegorischen Frauenfiguren für Nord- und Süddeutschland. Kaiser Wilhelm I. Büste mußte auch in den Dimensionen bedeutungsvoller erscheinen als die seiner beiden Nachbarn, die sich als seine ersten Bundesgenossen begriffen. Die hierarchische Struktur gilt ebenso für das Verhältnis der Büsten zu den Medaillons, damit zugleich aber für den promonarchischen gegenüber dem militärischen Aspekt im Denkmal.

Finanzierung und Vertragsabschluß 

Um die Finanzierung des Denkmals endgültig sicherzustellen und seine Errichtung lokal organisatorisch zu regeln, wurde am 11. Mai 1895 ein "Verein zur Errichtung eines Sieges- und Friedens-Denkmals bei Edenkoben" gegründet, so solange bestehen blieb, bis das Denkmal errichtet war. Ein vom Denkmalsverein zu wählender Ausschuß prüfte die eingereichten Pläne und Kostenvoranschläge, überwachte die Ausführung des Denkmals und übergab es schließlich bei der Einweihung an die Stadt Edenkoben. Der Denkmalverein schloß am 7. Janaur 1896 mit dem Staatsministerium und dem Künstler den Vertrag über die Herstellung des Sieges- und Friedens-Denkmal auf dem Werderberge bei Edenkoben. Im März 1898 wurde der Grundstein gelegt und am 3. September 1899 konnte das Denkmal zur Feier des Sedantages eingeweiht werden. Die Endabrechnung des Denkmalbaus ergab Gesamtkosten des Künstlers in Höhe von 109.200 M. In einem "Verzeichnis für die, zum Sieges- und Friedensdenkmal gehörenden Gegenstände" werden für den Denkmalbau insgesamt 120.000 M angegeben. Durch den Besuch der Aussichtsplattform auf der Halle des Denkmals, den Verkauf von Postkarten und Fotografien ergaben sich Einnahmequellen am Denkmal selbst. Schon 1901 war an eine Erweiterung nach dem Vorbild der Münchner Ruhmeshalle durch die Anbringung von Ehrentafeln gedacht. Zur Pflege wurde ein Denkmalwärter angestellt. Nach der Selbstauflösung des Denkmalvereins übernahm der Magistrat von Edenkoben die Sorge für das Denkmal. Mehrfach wurden seit 1899 Renovierungsarbeiten nötig, die wichtigsten Ende der 20er und Anfang der 50er Jahre. Die Tatsache, daß der Entwurf von 1934 nicht zur Ausführung kam, bewahrte das Denkmal 1946 vor der neuerlichen Gefahr, geschleift zu werden, indem es nicht zu den Objekten zählte, die der Dienstanweisung der alliierten Militärregierung vom 22. Dezember 1945 zum Opfer fielen. Edenkobens Bürgermeister Vogel bezeichnete das Denkmal am 31. August 1946 noch als von "hohem künstl. Wert". Abermals wurde nach dem 2. Weltkrieg zeitweise ein Denkmalwärter angestellt. 1969 galt das Denkmal in "1200 Jahre Edenkoben" nur noch als Friedensdenkmal, denn es verherrlichte nicht triumphierend den Sieg über Kriegsgegner, sonder preise, "in der klaren Reitergestalt den Frieden und in seinem Innenraum die deutsche Einheit". Die kunsthistorische Bedeutung geriet zunehmend in Vergessenheit. Die Gaststätte "Friedenskeller", am Beginn des Jahrhunderts eingerichtet, mußte schließen, als Villa Ludwigshöhe und Seilbahn das Interesse der Touristen auf sich konzentrierten. Der Touristenstrom fließt seitdem fast nur auf der südlich von der Straße zum Denkmal liegenden Villastraße. Nach dem Bau eines Gaststättengebäudes im Jahr 1897 soll dies jedoch anders werden.

"König-Ludwig-Brunnen" 

König Ludwig I., der gern auf seinem Stammsitz "Villa Ludwigshöhe" in Edenkoben weilte, kam hin und wieder auf seinen Wanderungen durch den Haardtwaldt zur Kropsburg. Das Elend der Armen, die kaum das Lebensnotwendigste besaßen, veranlaßte ihn, vor dem Eingang zum äußeren Burghof einen Brunnen erstellen zu lassen. Die Einweihung nahm folgenden Verlauf: Bei der Einweihung des "König-Ludwig-Brunnens" im Jahre 1852 war der unvergeßliche, leutselige Fürst selbst zugegen. Die beiden Herren Geistlichen (Pfarrer und Kaplan), Bürgermeister, Gemeinderat, das Lehrerpersonal und eine große Anzahl Bürger waren bei dem Brunnen versammelt, um den hochherzigen Geber zu begrüßen und ihm zu danken. Kaum waren die nötigen Vorbereitungen zum würdigen Empfang des hohen Besuchs getroffen, so trat der mit jugendlicher Rüstigkeit, im einfachen Anzug ganz unvermutet aus einer buschigen Waldstelle hervor, was umsomehr alle Anwesenden angenehm überraschte. Nach Begrüßung von seiten des Herrn Pfarrers und nach dem Absingen der Königshymnen, besah der hohe Gast den nach seinem Namen benannten Brunnen und unterhielt sich dann freundlich mit einigen Bürgern. Einen dargestellten Trunk St. Martiner Weines nahm der hohe Herr dankend an.

Die Kropsburg 

Südwestlich von St. Martin, auf einem 360 m hohen Hügel, der am Hochberg wie ein Kropf aufgebuchtet ist, erhebt sich die Ruine Kropsburg, zur Zeit ihrer Entstehung Crophis - oder Crophesburg genannt. (Vermutlich leitet sich der Name aus den Abkürzungen der beiden römischen Gottheiten her, aus Ceres und Jovis. Zur Zeit der Kelten soll der Berg ein Mondheiligtum gewesen sein.) Hier lebten von 1318 - 1794 die Dalberger, ein hochangesehenens Adelsgeschlecht, die ersten Barone des Reichs. Die Kropsburg wurde 1206 erbaut. In der Salier- und Hohenstaufenzeit (11. und 12. Jahrhundert) war das Land am Mittelrhein das Zentrum des Deutschen Reichs. In der massiven Kapelle der Veste Trifels wurde die Reichskleinodien aufbewahrt. Die Insignien waren ursprünglich Attribute altorientalische Götter. Auf dem Umweg über die orientalische Herrschervergötterung sind sie allgemeine Herrschaftszeichen geworden. Bewacht wurden die Kronschätze von den Zistersienser - Mönchen auf dem nahen Kloster Eußerthal. Mit der benachbarten Rietburg und Burgen Lindelbrunn, Gräfenstein, Elmstein, Spangenberg, Ramburg, Madenburg und anderen mehr entstand zum Schutz der Reichsfeste Trifels eine Burgenkette. Zunächst war die Kropsburg eine Ganerben - oder Gemeinschaftsburg; eine Zufluchtsstätte adeliger Familien aus der Ebene in Kriegszeiten. Als Mitbesitzer wurden angeführt: die von Venningen, Duttweiler, Gommersheim, Altdorf, Böbingen, Lachen, Freisbach und Weingarten. Später schlossen sich noch andere Ritter an. Es waren die von Odenbach zu Kaiserslautern, die von Lichtenstein im Neustadter Tal und die von Friesenheim am Rhein. Eine dieser Familien mußte, der Bewachtung und Verteidigung wegen, ständig auf der Kropsburg wohnen. Außerhalb des Burgfriedenbezirks war kein Grundeigentum mit der Kropsburg verbunden. Selbst der nahegelegene Ort St. Martin gehört nicht zur Kropsburg sondern zur Rietburg. Die Kämmerer von Worms, genannt Dalberg, erwarben erst nach und nach Besitz,Titel und Rechte auf dem Lehensweg. Die erste Urkunde, die wir kennen, stammt aus dem Jahr 1210. Als 1284 der Krieg ausbrach, leistete die Kropsburg der Stadt Speyer wirksame Hilfe. Hanns von Lichtenstein kämpfte auf der Seite der bischöflichen Gegner. In einer Urkunde vom 14. Februar 1285 besserte Bischof Friedrich dem tapferen Hanns von Lichtenstein für dessen dem Bischof geleisteten Dienste das Kestenburger Burglehen um ein Fuder Wein auf. Wahrscheinlich wollte der Bischof seinen gefährlichen Gegner für sich gewinnen. Der Vertrag mit der Stadt Speyer mußte lange bestanden haben, denn die Brüder Weyand und Diether, Kämmerer von Worms, versprachen noch im Jahre 1345, daß sie die Bürger der Stadt Speyer nicht hindern wollen, vom Öffnungsrecht Gebrauch zu machen. Im Jahre 1415 schlossen die Herren von Dalberg und Gerhard von Odenbach einen Burgfrieden, "vermögen dessen niemand des andern Leib noch Gut in der Gemarkung, die der Burgfrieden heißt, an haben oder beschädigen kann." Hier war jedermann der hohen und niederen Gerichtsbarkeit dieser Freiherren unterworfen. Hans von Odenbach verkauft 1439 seinen Burgenanteil zu 400 Gulden an die Herren von Dalberg. Am 21. August 1439 bestätigte Bischof Reinhard zu Speyer die Übergabe des hochstiftlichen Lehen an den Junker Diether von Dalberg. Hans von Odenbach hatte keine Erben. Er starb im Jahr 1441. Diether und Wolf Kämmerer von Worms ersuchten Bischof Reinhard, das erledigte Leben auf ihren Namen überschreiben zu wollen. Letzterer entschied, dass immer zwei Kämmerer die Burg zu Lehen erhalten sollen. Mit dem Erwerb der anderen Burghälfte waren die Dalberger die alleinigen Besitzer der Kropsburg. Eine Urkunde aus dem Jahr 1457 erneuerte und bestätigte einen Cuno von Cropsberg dessen Lehen, das in mehreren Gütern und Gefällen, einige davon in Kirchensatz zu St. Martin, bestanden, sowie einem aus und einer Hofraithe (Hofraum), gelegen im Burgfriedensbezirk unter am Kropsberg. Im Jahre belehnte Bischof Ludwig abermals einen Cuno von Cropsberg. Dieser erhielt nach Erbstreitigkeiten mit den Brüdern Philipp und Ulrich von Dahn die Hälfte des Zehnten von Duttweiler für 110 Gulden. Cunos Schwester, Else von Cropsburg, war Ordensfrau im Kloster Heilsbruck zu Edenkoben. Als eine strenge Ordensregel eingeführt wurde, hielt es Else von Cropsberg im Koster nicht mehr aus. Sie begab sich zu ihrem Bruder. Erst nach neun Jahren trat sie wieder ins Kloster ein. Cuno wandte sich an seinen Bischof mit der bitte, die ihm entstandenen Unkosten für den Unterhalt seiner Schwester zu erstatten. Bischof Ludwig hatte ein Einsehen. Er erfüllte zufriedenstellend das Anliegen des Bittstellers. 1504 erhielt Reinhard, der Sohn Cunos, die hochstiftlichen Lehen. Diese gingen nach dem Tod in Jahr 1515 auf seinen Bruder Philipp von Altdorf über. Die Linie derer von Altdorf, genannt von Cropsberg, soll im 16. Jd. erloschen sein. Zur Zeit des Bauernaufstands 1525 gingen viele Burgen in Flammen auf. Sehr wahrscheinlich verstanden es die Dalberger, Herr der Lage zu werden. Ohne nennenswerten Schaden anzurichten, zogen die Bauern wieder ab, um die naheliegende Kestenburg zu besetzen. Im Jahr 1530 erwirkte Junker Hans von Dalberg, dass der Schultheiß Seitz und die 7 Gerichtsschöffen zu St. Martin ihre Einwilligung gaben, den alten, seit Menschengedenken bestehenden Weg, der unten am Schloß vorbeiführte, auszusteinen. Nach Wolf von Dalberg folgte im Jahr 1560 als Lehensträger dessen Vetter Friedrich von Dalberg. Dieser war vermählt mit Anna von Fleckenstein. Bereits im Jahr der Übernahme des Lehens ließ Friedrich gegen die Mulde oder das Gebirge hin ein großes Gebäude errichten. In späteren Kriegen wurde 1778 den Schutt des Gebäudes beseitigen ließ, wurde ein Stein mit Wappen und Inschrift freigelegt. Friedrich von Dalberg starb hochbetagt im Jahre 1574. Seine Söhne Dietrich und Wolfgang traten sein Erbe an. Im April des Jahres 1582 stieg Wolfgang, der Bruder des Dietrich von Dalberg zum Erzbischof und Kurfürst von Mainz auf. Im Jahre 1597 sollen die beschöflichspeyerischen und kurfürstlichen-dalbergischen Untertanen in Streit geraten sein wegen der Wässerung der Wiesen, die zwischen St. Martin und Maikammer lagen, welche die Dalberger vom Kurfürsten zu Lehen hatten. Mit der Bildung des Rheinkreises kamen die Dalberger 1794 unter französische Herrschaft. Ein Teil ihres Besitzes wurden von den Franzosen versteigert. Verwandte des Gottlob Amand von Dalberg verkauften zunächst die Kropsburg. Neuer Besitzer wurde ein Jude namens Steinbrunn. Dieser veräußerte alsbald die Schloßruine an einen Herrn Völker aus Edenkoben. im Jahr 1830 ließ dieser Türme abbrechen. Die Steine verkaufte er für den Festungsbau in Germersheim. Die Weinberge, Äcker und Wiesen, die zur Burg gehörten, wurden im Jahr 1805 versteigert. Nach und nach wurden die zerfallenen Gebäude auf der Kropsburg zum Steinbruch St. Martin. Vieles ging von der einstigen Pracht zugrunde. Die Ärmsten aus der näheren Umgebung, etwa 100 an der Zahl, siedelten sich auf der Burg an. Sie hausten in den Kellergewölben und unterirdischen Gängen, die heute verschüttet sind. Das Wasser musste am Eichelbrunnen, der fußläufig in sechs Minuten zu erreichen ist, geholt werden. Im Jahr 1840 erwarb Jakob Will, ein wohlhabender Gutsbesitzer aus St. Martin die Burg. 1851 ließ er sich an der Maikammerer Straße in St. Martin ein stattliches Wohnhaus erbauen. Erneut wurden auf der Burg Mauern abgetragen und Steine abgebrochen. Im Kriegsjahr 1916 bot Frau Tina Will die Burg mit sämtlichen dazugehörigen Grundstücken zum Preis von 57.000 RM zum Verkauf an. Infolge der gespannten wirtschaftlichen Verhältnisse fanden sich keine Käufer bereit. Lediglich die zur Burg gehörigen Getreidefelder, Weinberge und der ehemalige Forellenweiher unterhalb des Heidelbergels gingen in den Besitz des St. Martiner Winzers Egidius Seeber über. Im Jahr 1920 kauften die Eheleute Caroline geb. Greß undKarl Jungk, Besitzer des Hotels zum Goldenen Schaf in Edenkoben, die Kropsburg. Unter Mitwirkung des bayerischen Denkmalschutzes ließ der neue Eigentümer die  zerfallenen Gebäude ausbauen und erweitern. Nach dem Tod des erfolgreichen Gastronomen (08.09.1942) ging die Burg auf die Erbengemeinschaft Jungk über. Einige Jahre später wurde die Tochter des verstorbenen Gestronomen Frau Weyh-Jungk die alleinige Besitzerin. Am 29.03.1971 erwarb der Weinhändler und Weingutsbesitzer Hermann Erath aus Maikammer die Kropsburg. Zur Zeit ist sie für den Fremdenverkehr geschlossen. Für kulturelle Veranstaltungen stellt Herrmann Erath hin und wieder die einstigen Rittersäle zur Verfügung. Heute ist die die Burg in Privatbesitz des Weingutes Erath. Nach einem Brand vor einigen Jahren wurde die Gaststätte renoviert und für den Besucher hergerichtet. Bei schönem Wetter hat man einen schönen Ausblick auf die Rheinebene. 

St. Martin

Selten hat ein pfälzisches Dorf so viel landschaftliche Schönheit und eine einzigartige Lage aufzuweisen wie der historische Weinort St. Martin. Das 2.000 Einwohner zählende Dorf (240 m u.M.) im Landkreis "Südliche Weinstraße" schmiegt sich an den Ostabhang des Haardtgebirges, malerisch eingebettet in einer Talfalte zwischen dem Hoch- und Breitenberg. Nach Osten, zur Rheinebene hin, öffnet sich die Talsenke. Die Höhen- oder Totenkopfstraße, die in St. Martin gleichsam die Pforte zum Pfälzer Wald, dem größten Naturpark der Bundesrepublik Deuschland, bildet, zieht unmittelbar am nördlichen Dorfende vorbei. Die Bergflanken, die wie Schutzwälle sich ins Tal senken, sind mit Mischwald und Weinbergen bedeckt. Auf dem vorgelagerten Hügel an der Ostseite des Hochberges erhebt sich die Veste Kropsburg (Anfang 13. Jahrhundert). Von hier aus genießt man eine unvergleichliche Aussicht in die Rheinebene. Die Burg zeugt heute noch von Ruhm und Taten ihrer einstigen Besitzer, die ersten Barone des Reichs, den Grafen von Dalberg. Mit der Bedeutung dieses Geschlechts wuchs auch das Ansehen des Gemeinwesens. Von Kunstsinn der Dalberger zeugen Steinbildwerke in der gotischen, aus rotem Sandstein erbauten Kirche, die sich gebieterisch auf einem Hügel erhebt, als wollte sie alles, was sich zu ihren Füßen ausbreitet, unter ihren Mauern vereinen. Mitten durch das Dorf fließt der Kropsbach, in früher Zeit eine wichtige Lebensader der ersten Ansiedler. Das verwinkelte Netz der Straßen und Gassen, das dicht um die Kirche und das Rathaus gewachsen ist, strahlt den Charme einer vergangenen Epoche aus. Der eigenartige Charakter der stattlichen Bauern- und Fachwerkhäuser, die den 30-jährigen Krieg überdauert haben, die herrschaftlichen Adelssitze, zusammengedrängt auf engem Raum, die schmalen und steilen Gassen, die utnerschiedlichen Höhen der Häuser mit roten und altersgrauen Dächern, die Rebstöcke an den Hauswänden, die Heiligenfiguren in zahlreichen Nischen und die vielen alten Brunnen setzen eindrucksvoll Akzente und schaffen eine vertrauliche Atmosphäre. Auch Neues mischt sich mit dem Alten und klingt harmonisch zusammen. Man darf St. Martin als die historische Schatzkammer und das Herzstück der Südlichen Weinstraße bezeichnen. Seit 1981 steht das ganze Dorf, ausgenommen die drei Neubaugebiete "Stöckelfeld", "Im Dörnel" und "Im Bannholz", unter Denkmalschutz. Der Mittelpunkt des Dorfes bildet der alte Tanzplatz. Hier stand bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts eine Dorflinde. Im Jahre 1813 verharrte hier für eine Weile Napoleon I. der Kaiser der Franzosen. In ihre Rinde waren Tag und Jahr des unerwarteten Besuchs eingeritzt. Trotz Kriege, Plünderungen und Verwüstungen, die im Lauf der Jahrhunderte über die Pfalz hinweggezogen sind, hat das Dorf seinen Charakter bewahrt und sein Leben gelebt. Dies ist nicht zu einem geringen Teil seiner geschützten und günstigen Lage zu verdanken. Bis zur Französischen Revolution unterstand der Ort dem bischöflichen Oberamt Kirrweiler im Hochstift Speyer. Ein Großteil der Bevölkerung lebt bis zu den 50er Jahren vom Weinbau. In mühevoller Arbeit wurde dem Wald Land zur Rebpflanzung abgerungen. Die Mühen zahlen sich aus. Die St. Martiner Qualitätsweine haben sich über die Grenzen der Pfalz hinaus einen guten Ruf verschafft. Wie anderenorts ist man bestrebt, die Intensivierung der notwendigen gesellschaftspolitischen und strukturellen Neuorientierung voranzutreiben. Ferner gilt es, die Voraussetzungen für die angestrebt Anerkennung als Wein- und Luftkurort zu schaffen. Das Jugendhaus am Weinberg, eine internationale Begegnungsstätte, Grillhütte und Grillplätze am Stauweiher, das Freizeitzentrum Stöckelfeld, Fitneßtraining auf Wanderwegen, die Seminarien, die gepflegten Gaststätten und Privatquartiere, nicht minder die geschmackvoll eingerichteten Weinprobierstuben  der Weingüter locken viele Fremde an.

St. Martin, ein Heiliger von großem Einfluß

Die Sage berichtet, daß der heilige Martinus, Bischof von Tours, auf seiner Durchreise nach Mainz in St. Martin Quartier bezogen habe, worauf sich der Ort nach ihm benannte. Wenn wir uns auf geschichtlich fundierten Boden begeben, verdankt der Ort St. Martin seinen Namen wahrscheinlich einer dem hl. Martinus geweihten Kirche. In Frankreich wurde der Heilige sehr früh als Nationalheiliger verehrt. Der Anfang, der nach ihm benannten Orte, wird in eine frühe Zeit datiert, in der Zeit der unmittelbaren Nachbarschaften der "heim"-Orte, etwa in das 6. Jahrhundert. Ungefähr 100 Jahre nach Martins Tod (11.11.397) ernannte der Frankenkönig Chlodwig (481-511) den Heiligen zum Schutzpatron des fränkischen Volkes und seiner Könige. Der mantelartige Umhang, seine "cap(p)a" (Verkleinerungsform capella), befand sich vom 7. bis ins 9. Jahrhundert im Schatz der fränkischen Könige. Das Kleidungsstück wurde in einem Schrein, der "cappa" aufbewahrt und auf allen Kriegszügen und Schlachten als siegbringende Kostbarkeit mitgeführt. Es war auch ein fester Brauch, Eide auf "cappa" abzulegen. Die Franken bauten ihrem Schutzheiligen Kirchen und Kapellen. Verschiedene Stände, so die Jäger, Gastwirte und Winzer, erwählten den hl. Martinus im Bezug auf die tatsächliche oder legendäre Begebenheit seines Lebens zu ihrem Schutzpatron. Noch heute hat der Martinstag sein besonderes Gewicht im Leben des Landwirts. Mit dem 11.11. findet das Bauernjahr seinen Abschluss. Der Pachtzins muss entrichtet werden. Grundstücke werden an- oder verkauft. In den vergangenen Jahrhunderten war der Martinstag ein maßgebender Termin für die bäuerliche Zeiteinteilung: Wechsel des Gesindes, Heimtrieb des Weideviehs. Beginn des Spinnens, Abhalten der Jahrmärkte und pompöser Hochzeiten. Im Mittelalter kamen am Martinstag die hörigen Bauern zu ihren Grundherren, um die fälligen Gülten und Zinsen zu entrichten. Es war auch üblich, in den Kirchen oder Kapellen, die dem Schutzheiligen geweiht waren, den Erntedank abzustatten. In früheren Zeiten war der Martinstag auch Geschenktag. Bettler, Studenten und Kinder zogen singend vor die Häuser der Reichen und sagten ihren Spruch auf:

"HIER WOHNT EIN REICHER MANN,
DER UNS VIELES GEBEN KANN.
LANG SOLL ER LEBEN,
SELIG SOLL ER STERBEN.

Der Martinstag galt auch als Wettertag. Wetterregeln: AN MARTINI SONNENSEIN, TRITT KALTER WINTER EIN. Soviel Trofpen an St. Martin in der Heck, soviel Tropfen im Herbst an de' Stöck.

Die Lourdesgrotte

Im vorigen Jahrhundert wurde Lourdes in Südfrankreich einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte der Welt. Von überallher kamen die Pilger. Im Jahr 1904 zog es auch den St. Martiner Kaufmann Jakob Koch zu diesem Marienheiligtum. Tief beeindruckt und mit Abbildungen der Grottenanlagen kehrte er mit seinem Reisebegleiter, einem Minoritenfrater aus Oggersheim, wieder heim. Nach reiflichen Überlegungen packte beide der Gedanke, auch in St. Martin eine lourdesähnliche Mariengrotte anzulegen. Der Steinbruch auf dem Hügel unterhalb des Wetterberges schien für diese Anlage geradezu prädestiniert zu sein. Jakob Koch soll das Grundstück von Christian Hundemer erworben haben. Nun unterbreitete er seine Absicht der Bevölkerung. Fast alle Dorfbewohner erklärten sich bereit, durch freiwillige Arbeitsleistungen oder materielle und finanzielle Zuwendungen das Werk zu unterstützen. Nachdem die Pläne, die Klosterbruder entworfen hatte, genehmigt waren, ging es zügig an die Arbeit. Trotz harter Arbeitsbedingungen erlahmten nicht der Eifer der freiwilligen Helfer. Allein 150 Zentner Zement mussten auf unwegsamen Pfaden zur steilen Höhe gebracht werden. Da waren Bäume zu fällen, Felsen zu sprengen, Steine zu behauen, Mauern aufzurichten, Wegen anzulegen und vieles mehr zu tun. Es fanden sich sogar Männer bereit, die mit dem Schubkarren zentnerschwere Findlinge vom Wetterkreuz zur Baustelle brachten. Zum Bau der Wasserleitung mussten tiefe Gräben gezogen und Rohre bis zum Frauenbrunnen verlegt werden. Zuletzt wurde die Anlage aufgeforstet und gärtnerisch angelegt. Die Mühen zahlen sich aus. Aus einem verwahrlosten Steinbruch entstand ein idyllisches Stückchen Erde. Nun konnte die Madonna ihren Einzug halten. Edigius Lorenz, brachte die bronzene Statue auf einem blumengeschmückten Leiterwagen, den zwei Pferde zogen, von der Bahnstation Maikammer den Berg hinauf. Der 15.08.1912 stand ganz im Zeichen der Einweihung. Schon in aller Frühe läuteten die Glocken den Festtag ein. Mit Liedvorträgen, Weihe der Madonnenstatue, Predigt, Festandacht und Te Deum vollzog sich die Einsegnung der Marienstätte. Zuletzt erscholl wie aus einem Mund das Lourdes-Lied. Der Festtag endete mit einem Brillant-Feuerwerk. Nachdem sich der Platz vor der Grotte als viel zu klein erwiesen hatte, musste baldigst die Erweiterung der Anlage vorgenommen werden. Jakob Schwab, entwarf den Plan, der 1914 unter seiner Leitung und der tatkräftigen Hilfe junger Männer verwirklicht werden konnte. Auf Anregung des zweiten Vorstandes des kath. Arbeitervereins, Michael Stockmayer, wurde am 30.05.1933 beschlossen, dem Stifter der Grotte Jakob Koch, ein Denkmal mit dessen Porträt und der Inschrift: "Dem frommen Stifter der Grotte zum Andenken gewidmet von kath. Arbeiterverein St. Martin 1933", zu setzen. Der Gedenkstein konnte wie geplant am 15.08.1933 eingeweiht werden. Die Mariengrotte ist heute ein beschaulicher Ort, der Harmonie ausstrahlt. Am 01.05. und 15.08. finden hier Marienfeiern statt, die von Gläubigen aus St. Martin und Umgebung besucht werden.

Totenkopfstraße

Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts diente die Totenkopfstraße fast ausschließlich den Gemeinden der 5 Haingeraide zur Holzabfuhr. Erst als Deutschland über sieben Millionen Arbeitslose zählt, zogen die Verantwortlichen die Erwerbslosen zum Straßenbau heran. Er war also ein Gemeinschaftswerk des Forstverbands, dem die Gemeinden Kirrweiler, Maikammer, Diedesfeld und St. Martin angehörten. Die Planung und Bauleitung lag in den Händen des Geheimrates Franz Almaras, der in Deutsch-Ostafrika im Jahre 1906 die Höhestraße Mombo in das Hochland von West-Usambara und Usambara-Bahn zum Kilimandscharo gebaut hatte. Zugunsten der beteiligten Gemeinden verzichtete Geheimrat Almaras trotz intensiven Einsatzes auf die ihm zustehende Vergütung. Früher benutzten die St. Martiner den alten Weinweg, der am Argbachtal und Kropfsberg (515m) vorbeiführt, um nach Elmstein zu gelangen. Sie führten einen Schubkarren mit sich, der mit einem vollen Weinfäßchen beladen war. Letzteres sollte gegen ein schlachtreifes Schwein getauscht werden. Meist war ihnen das Glück hold. Mit einer wohlernährten "Jolande" traten sie den Heimweg an. Denselben Weg haben schon die römischen Legionen in Richtung Gallien oder Germanien benutzt. Dies bezeugen die druch Dr. Mehlis und Dr. Sprater entdeckten Straßenreste und der alte Straßenname "Römer-Wachstube".

Totenkopf

Am Totenkopf lief eine Fern- und Römerstraße vorbei. Der Nme Totenkpf wird 1780 urkundlich erwähnt. Von den vor- oder frühgeschichtlichen Gräbern, die einmal aufgedeckt wurden, von denen aber heute niemand mehr etwas weiß, soll die Bezeichnung "Totenkopf" herrühren. Nach Heinz Gropp sollen sich lateinische Relikte in Orts- und Flurnamen erhalten haben, weil fünfhundert Jahre römischer Herrschaft auch im Sprachgebrauch nicht spurlos vorübergegangen seien. Die sprachliche Übernahme aus dem Lateinischen soll ins Alemanische erfolgt sein. Ferner ist Gropp der Meinung, dass dort, wo einmal Gräber aus frühgeschichtlicher Zeit aufgefunden wurden, einmal ein heiliger Platz war, wo Schutz gesucht und scheinbar auch gefunden wurde. Wieder andere Forscher sind der Meinung, dass die Einwohner der umliegenden Dörfer während des Dreißigjährigen Krieges ihre Pesttoten hier bestatten haben.

Wegkreuze in der St. Martiner Gemarkung

Der tiefe Glaube und die innige Frömmigkeit unserer Vorfahren, die stets von Natur und Schicksalsschlägen abhängig waren, gaben den Impuls, Kreuze meist an der begangensten Straße aufzustellen. So begegnet der Wanderer auf dem Weg nach Maikammer, der einst zum fürstbischöflichen Oberamt nach Kirrweiler führte, in geschlossener Abfolge Wegkreuzen und Bildstöcken. Die Kreuze sollten die Vorrübergehenden zum Gebet und Besinnung anmahnen oder zur Dankbarkeit anregen. Vermutlich haben sie einheimische Künstler geschaffen. Das Material besteht aus Bundsandstein. Die Zeit ihrer Entstehung ist das 18. Jahrhundert. Standorte sind der Ortseingang- oder ausgang. Ihre Einrichtung erfolgte aus verschiedenen Beweggründen. Hierorts sind es Dank- und Bittkreuze. Einige wurden infolge eines Gelübdes errichtet. Man nennt sie Votivkreuze. Seit alten Zeiten war es in unserer Gegend Brauch, dass dort, wo die Gewitter und Regenwolken herangezogen kommen, also westlich der Ortschaft, auf der Höhe eines Berges, ein Wetterkreuz errichtet wurde. Man ging nicht nur einmal im Jahr mit der Bittprozession den Berg hinauf, sondern sofern es möglich war, jeden Sonn- und Feiertag, um Gott zu bitten, er möge Hagel, Sturm, Frost, Gewitter und Wolkenbruch vom Dorf und seiner Gemarkung abhalten. Neben den Einheimischen fanden sich viele Gläubige aus den umliegenden Ortschaften vor dem Votivkreuz ein. Oft konnte der Platz die vielen Beter nicht fassen. Auch heute noch pflegen einige Dorfbewohner diesen althergebrachten Brauch.

- nochmal vielen Dank an Gerhard Wagenblatt für die Zusammenstellung -
eck